Franz Josef Geißler
Gießer. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Franz Josef Geißler wurde am 27.2.1905 in Leobersdorf (Niederösterreich) geboren. Er arbeitete als Gießer. 1923 trat er der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreich bei. Er war auch Mitglied des Republikanischen Schutzbundes und der Gewerkschaft der Metallarbeiter. 1934 geriet er ins Anhaltelager Wöllersdorf.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Franz Josef Geißler wurde am 20. 5. 1942 verhaftet und am 26. 11. 1942 gemeinsam mit Walter Rozporka (hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 5.3.1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus dem Urteil
„Vom Februar 1940 ab arbeitete Geißler in der Enzesfelder Metallwarenfabrik und kam dort mit den KP-Funktionären Ladislaus Kiss und Karl Pansky in Verbindung. Diese gewannen ihn dafür, Beiträge für die ’Rote Hilfe‘ zu zahlen und zusammeln. (…) Sie [die Angeklagten] wussten, dass es sich bei den politischen Häftlingen – kriminelle Verbrecher wollten sie nach übereinstimmenden eigenen Aussagen keinesfalls unterstützen – um Staatsfeinde kommunistischer Prägung handelte. Sie waren sich bei ihrer Betätigung auch bewusst, dass das gesammelte Geld nicht nur Wohltätigkeitszwecken diente, sondern dazu beitrug und auch beitragen sollte, das Zusammengehörigkeitsgefühl der kommunistischen Gesinnungsfreunde, die einen gewaltsamen Umsturz herbeisehnten und herbeiführen wollten, zu fördern und ihren Kampfwillen zu stärken. (…) Geißler und Rozporka haben ihre Tätigkeit für die KPÖ auch noch während des Krieges mit Russland fortgesetzt. Sie haben damit dieser auf den Kommunismus aufgebauten Macht unmittelbar in die Hände gearbeitet. (…) Der Schutz der Heimat und der Blick auf das deutsche Heer, welches nur unter schwersten Kämpfen und blutigen Opfern den harten Kriegswinter 1941/42 durchstehen konnte, verlangt die Ausmerzung von Volksgenossen, die sich auf die Seite des Feindes stellen. Geißler und Rozporka sind deswegen zum Tode verurteilt worden.“
Mahnmale und Gedenktafeln, Benennung einer Verkehrsfläche nach Franz Josef Geißler
Sein Name findet sich am Mahnmal auf dem Friedhof von Leobersdorf-Wittmannsdorf, ebenso auf der Gedenktafel der Enzesfelder Metallwerke (jetzt am Friedhof Leobersdorf) sowie auf der Gedenktafel am Friedhof in Enzesfeld. Eine Verkehrsfläche in Leobersdorf ist nach ihm benannt (Franz-Geißler-Gasse).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkstätte auf dem Friedhof in Leobersdorf
Am 17.10.1945 Exhumierung nach dem Friedhof in Leobersdorf, wo er nunmehr beigesetzt ist.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien